Untersuchung auf Parasiten
Aus eigener Praxis können wir sehr oft verschiedene Innenparasiten als Nebenbefund bei den Vögeln erheben. Jeder Greifvogel wird genau auf Parasiten untersucht, es wird immer eine routinemäßige Kotprobe mikroskopisch beurteilt.
Starker Parasitenbefall kann den Greifvogel so sehr schwächen, dass er deswegen sogar als Patient gebracht wird. Wenn der Patient durch eine andere Erkrankung bereits über längere Zeit geschwächt ist, können Parasiten ernsthafte Probleme bereiten und den Wirt massivst schaden.
Wir möchten auf dieser Seite auf häufig vorkommende Außenparasiten eingehen und diese vorstellen.
Federlinge (Mallophagen)
Federlinge gehören zu den Außenparasiten und kommen in verschiedenen Arten auf allen Wildvögeln vor. Ein leichter Befall ist bei Wildvögeln nicht ungewöhnlich. Befindet sich der Wirt aber schon längere Zeit in einem schlechten gesundheitlichen Zustand, so können sich die Federlinge stark vermehren und ernsthaften Schaden anrichten. Federlinge ernähren sich von Federmaterial, Hautschuppen und auch manchmal von Blut. Das Deckgefieder wird in der Regel als erstes angefressen.
Da Federlinge in großer Zahl schädlich für das Gefieder sind, muss medikamentös eingegriffen werden. Bei einer effektiven Behandlung muss jeweils mindestens eine Wiederholung durchgeführt werden, um die anderen Stadien (Nissen) ebenfalls abzutöten. Insgesamt fällt uns auf, dass Eulen recht selten Probleme mit Federlingen haben und Taggreifvögel fast alle befallen sind. So ziemlich jeder Mäusebussard ist mit Federlingen gesegnet. Bei Eulen muss man eher danach suchen, um überhaupt welche finden zu können.
Mikroskopische Aufnahmen:
Es gibt verschiedene Arten der Federlinge und wir möchten hierbei den größten und somit gefräßigsten vorstellen. Es handelt sich um die Art Laemobothrion maximus. Wir nennen sie auch einfach "Riesenfederling". Das ausgewachsene Tier des „Riesenfederlings“ misst dabei fast unglaubliche 1 cm! Er hat großen Appetit und befindet sich auf Taggreifvögeln (bisher auf Turmfalken beobachtet). Diese Art können wir jedes Jahr bei Turmfalken nachweisen.
Lausfliegen
Lausfliegen kommen in den Monaten Juni bis September gehäuft vor, den letzten Lausfliegennachweis konnten wir am 31. Oktober eines Jahres feststellen. In größerer Zahl können die blutsaugenden Lausfliegen einen Wirt sehr schwächen. Da beim Handling mit Greifvögeln und Eulen die Fliegen häufiger aufgescheucht werden, können wir sie leicht nachweisen. Sie greifen uns Menschen aber nicht an, obwohl es schon mal den Eindruck machen könnte, da sie einen gezielt anfliegen. Da sie aber eigentlich lichtscheu sind, verstecken sie sich gerne unter T-Shirts oder in den Haaren des Menschen. Lausfliegen lassen sich nur schlecht töten, meistens sterben sie nicht mit dem Schlag der Fliegenklatsche.
Wenn man sie im Gefieder oder an sich selbst entdeckt hat, lassen sie sich aber relativ gut mit den Fingern (sie können nicht stechen) absammeln. Angepasst an das Leben im Gefieder können sie sich aber sehr schnell und wendig darin fortbewegen.
Wissenswertes zur Lausfliege: Zwischen Federlingen und Lausfliegen findet eine Phoresie statt. Die Federlinge benutzen die Lausfliege als Transportwirt, um passiv zum eigentlichen Wirt zu gelangen.
Gefiederfliegen
Gefiederfliegen sind ein bis zwei Millimeter groß und somit deutlich kleiner als Lausfliegen. Die Puppen der Gefiederfliegen überstehen genauso wie die der Lausfliegen den Winter ohne Probleme. Es schlüpfen neue Individuen, sobald es draußen wärmer wird – speziell im Mai bis Juli.
Fällt erst bei der Beringung der Falkennestlinge ein starker Befall auf, so können die Jungtiere mit Frontline Spray in milder Dosierung behandelt werden. Unsere Empfehlung, den Fliegenbefall insgesamt in Zukunft etwas einzudämmen: Der Brutplatz bzw. Nistkasten könnte (sofern begehbar) vor Beginn der Balzzeit/Eiablage (z. B. im Februar) und nach dem Ausfliegen der Jungfalken mit speziellem Spray (Intermitox – Firma Interhygiene oder Adarp Spray) eingesprüht werden. Das Einsprühen des Nistkastens mit Nestlingen darf niemals erfolgen, weil die Dämpfe der Sprays für die empfindlichen Atemwege schädlich sind, sogar tödlich sein können.
Am lebenden Tier halten sich die Fliegen beim Nestling vornehmlich unter den Flügeln auf, dort sind meist deutliche dunkle Kotspuren (siehe folgendes Foto) im Dunenkleid zu erkennen. Gefiederfliegen werfen beim Erreichen ihres Wirtes die Flügel ab und halten sich bei den Falken in den Hautfalten der Unterflügel und der Oberschenkel auf.
Zecken
Zecken gehören zu den Außenparasiten und saugen ebenfalls Blut. Zeckenbefall beobachten wir regelmäßig ab dem Monat März, insbesondere bei geschwächten Wildvögeln, die schon ein paar Tage als Fußgänger unterwegs waren. Zecken sind besonders oft im Gesicht des Vogels zu finden und können mit einer speziellen Zeckenzange oder einer normalen Pinzette entfernt werden. Diese Aufgabe sollten nur Fachleute übernehmen, damit nicht der Zeckenkopf abreißt. Manchmal sitzen die Zecken sogar an den Augenlidern, hier muss man besonders vorsichtig bei der Entfernung vorgehen.
In seltenen Fällen ist es möglich, dass es zu heftigen Reaktionen rund um die Bisswunde der Zecke kommt. Es können Schwellungen und Verfärbungen der Haut vorkommen, häufig das Auge betreffend. Uns sind einige wenige Fälle von kleinen Vögeln bekannt (bis 200 g), die vermutlich durch eine Zecke akut verstorben sind. Ein Dauerpflegling Turmfalke verstarb an solch einem Vorfall in unserer Station. Die Zecke befand sich über dem Auge.
Flöhe
Bei Wildvögeln kommen ähnlich wie bei Säugetieren verschiedene Floharten vor. Die unterschiedlichen Vogelfloharten haben sich auf bestimmte Wirtstiere spezialisiert. Der Hühnerfloh ist vor allem auf Hausgeflügel zu finden, aber auch auf anderen Wildvögeln und somit am weitesten verbreitet.
Ein typisches Symptom für Flohbefall zeigt eine starke Unruhe des Vogels. Die winzigen Parasiten sind bei gründlicher Untersuchung der Haut und des Gefieders meist leicht zu finden. Bei Jungtieren im Nest, die von Flöhen belästigt werden, kann es durch den Blutverlust zu Entwicklungsverzögerungen kommen. Insgesamt kommen Vogelflöhe seltener vor als andere Vogelparasiten. Bei Flohbefall ist immer an die Ansteckung mit Bandwürmern zu denken, da sie typische Zwischenwirte für Bandwürmer (Cestoden) sind. Die gezeigte Waldohreule litt schon in einem Alter von circa 16 Tagen unter starkem Bandwurmbefall!
Es ist nicht auszuschließen, dass dieser Nestling aufgrund des Flohbefalls aus dem Nest gefallen ist. Die Tiere können bisweilen sehr unruhig sein und die Bisse können unangenehmen Juckreiz verursachen.
Vermutlich handelt es sich hier um Hühnerflöhe, da der Standort des Nestes/Brutbaumes auf einem Gelände mit Hühnerhaltung war.
Fliegenmadenbefall (Myiasis)
Fliegenmadenbefall kommt insbesondere in der warmen Jahreshälfte vor, dann wenn die Fliegen am aktivsten sind. Bei geschwächten, verletzten Tieren legen die Fliegen ihre Eier bevorzugt auf den Schleimhäuten/in der Nähe von Körperöffnungen ab. Häufig beim Greifvogel und Eule (auch bei anderen Vogelarten) am Schnabelbereich, Nasenlöcher, Bindehautbereich am Auge – siehe folgendes Foto:
Werden Fliegeneier am Tier entdeckt, müssen diese immer am selben Tag noch entfernt werden. Besonders bei warmen Temperaturen entwickeln sich sehr schnell Fliegenlarven. Schon innerhalb weniger Stunden bis einen Tag können diese geschlüpft sein (wir haben hierzu testweise entfernte Eier bis zum Folgetag verwahrt und diese waren dann schon geschlüpft). Das Entfernen lebender Larven gestaltet sich noch wesentlich schwieriger, kann sogar unmöglich werden, wenn diese schon in Körperöffnungen (Nasenlöcher, offene Wunden) gekrabbelt sind oder sich unter der Haut befinden.
Erklärung zum Foto:
Uns wurde ein junger Steinkauz eingeliefert, welcher sich beim Flugversuch durch einen Gartenstuhlspalt verfing. Er rutschte laut Vorbericht in den immer schmaler werdenden Spalt hinein und konnte sich nicht mehr befreien. Aufgrund der Befreiungsversuche durch Flügelschlagen kam es zu den massiven Rötungen der empfindlichen Haut. Sofort kamen Fliegen herbei und legten Eier auf den wunden Bereich. In diesem Fall konnten alle Eier mit einer feinen Pinzette abgesammelt werden und der Flügel heilte normal ab.
Zur Sicherheit tragen wir solchen Patienten immer noch ein Parasitenpräparat als Spot-on auf die Haut auf, damit versehentlich übersehene Eier/Larven keine Überlebenschancen am Tier haben.
Bereits befallene Tiere mit lebendigen Fliegenmaden werden von uns immer vorbeugend mit Antibiotikum versorgt, da es durch freigesetzte Toxine schnell zu einer Sepsis kommen kann. Jegliche Fliegenmaden müssen ausnahmslos entfernt werden, die Fraßschäden am lebendigen Tier können erheblich sein und führen schnell zum Tod des Patienten.
Wir unterstützen die Wissenschaft
Wir sammeln Ektoparasiten von Wildvögeln aller Arten ab für ein sogenanntes Barcoding und schicken sie an:
Staatliche Naturwissenschaftliche Sammlungen Bayerns
Bavarian State Collection of Zoology, Munich, Section Lepidoptera
Dr. Axel Hausmann
Münchhausenstr. 21
D-81247 München, Germany
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